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Die Veränderung des Beschaffungsmarkts in China

Die Beschaffung in China steht vor neuen Herausforderungen. Geopolitische Spannungen, schleppende Weltwirtschaft und strengere Umweltauflagen beeinflussen die Lieferketten. Erfahren Sie, wie Unternehmen sich anpassen und welche Trends die Zukunft der Beschaffung in China gestalten.

Die Beschaffung in China war lange Zeit eine verlockende Option für Unternehmen weltweit. Die niedrigen Produktionskosten, die hohe Produktionskapazität sowie die ausgezeichnete logistische Infrastruktur des Landes machten es zur ersten Wahl für die Fertigung von Waren aller Art. Doch in den letzten paar Jahren haben sich die Bedingungen auf dem chinesischen Beschaffungsmarkt erheblich verändert.

Unternehmen müssen sich der aktuellen Entwicklungen bewusst sein, damit sie sich in dieser veränderten Landschaft der Beschaffung in China behaupten können.

Konflikte und Qualitätsrisiken

Eine Herausforderung, die es bei der Beschaffung in China zu beachten gibt, sind nach wie vor die geopolitischen Spannungen und die sich verschärfenden weltweiten Handelskonflikte.

Insbesondere die Beziehung zwischen China und den USA bleibt angespannt, was zu unvorhersehbaren Disputen und Strafzöllen geführt hat. Interessant ist jedoch die Tatsache, dass die Importe chinesischer Erzeugnisse in die USA wie auch die Exporte aus den USA nach China sich seit der Einführung der Anti-Dumping-Zölle 2018 mittlerweile wieder auf Rekordniveau befinden.

Unternehmen müssen sich dieser Unsicherheiten bewusst sein und eine allfällige Risikoabschätzung vornehmen.

Ausserdem ist auch das Qualitätsrisiko nach wie vor ein Thema, das es zu beachten gibt, um sicherzustellen, dass Produkte so hergestellt und geliefert werden, wie sie im Endeffekt benötigt werden. Entscheidend ist folglich eine sorgfältige Analyse des Beschaffungsmarktes sowie die Auswahl zukünftiger Lieferanten. Persönliche Kontakte vor Ort und Netzwerke können die Grundlage für ein erfolgreiches Sourcing sein.

Arbeitskosten versus Effizienz

Die Arbeitskosten in China sind in den letzten Jahren teilweise erheblich gestiegen, insbesondere entlang der Küstenregionen. Um jedoch der Kostenexplosion entgegenzuwirken, haben viele Lieferanten in den vergangenen Jahren teilweise massiv in die Automatisierung der Produktionsanlagen investiert.

Nicht zuletzt ist China in den letzten Jahren zum grössten Anwender von Industrierobotern gewachsen. Dies hat dazu geführt, dass es in den Produktionen zu grossen Effizienzund Qualitätssteigerungen kam, bei gleichzeitiger Reduktion von Fehlteilen und Ausschuss. Zugleich konnte die Anzahl Mitarbeitende gesenkt werden und Dank der über Jahre hinweg praktisch gleichgebliebenen Energiepreise ist es nach wie vor möglich, attraktive Preise zu erzielen.

China hat in den letzten Jahren massive Anstrengungen unternommen, um Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung zu reduzieren und dabei strenge Umweltauflagen eingeführt. Gleichzeitig setzte man schon früh auf die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und so überrascht es nicht, dass rund die Hälfte der weltweit rund 30 Millionen E-Autos, welche im Verkehr sind, in China zugelassen wurden.

Zum Vergleich, in den USA laufen rund 3,4 Millionen und in Deutschland rund 1,9 Millionen E-Autos. Auch im Bereich der High-Speed-Schienennetze ist China mit über 40 000 Kilometer Bahnstrecke längst führend. Diese Umstände können gewinnbringend eingesetzt werden, wenn Unternehmen mit Partnern zusammenarbeiten, welche bereits schon über ein ausgeprägtes Know-how in den jeweiligen Technologien verfügen.

Chinas Produktionsverlagerungen

In jüngster Vergangenheit war vermehrt zu beobachten, dass nicht nur der Textilsektor sich teilweise aus China verabschiedet hat.

Auch bei Industrielieferanten ist vermehrt festzustellen, dass diese einen zweiten Produktionsstandort im Ausland aufbauen. Länder wie Malaysia, Vietnam, Indonesien oder auch Thailand sind entsprechend in den Fokus geraten. Die aktuelle geopolitische Situation zwingt Lieferanten zu einer Risikoabschätzung und zu solchen Massnahmen. Jedoch ist der Aufbau neuer Produktionen im Ausland mit grossen Investitionen verbunden und es werden chinesische Mitarbeitende in die Länder geschickt, da entsprechendes Know-how zum Teil lokal noch nicht in nötigem Masse verfügbar ist.

Somit ergeben sich für Unternehmen Möglichkeiten, in neue Beschaffungsmärkte einzutreten, was jedoch eine noch engere Beziehung zu ihren Lieferanten voraussetzt, um negativen Überraschungen vorzubeugen.

Technologische Entwicklungen

China hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte in den Bereichen Technologie und Innovation gemacht. Insbesondere im Bereich E-Commerce und digitale Zahlungsabwicklung ist China weltweit führend.

Dies bietet Chancen, aber auch Herausforderungen für Unternehmen. Sie können von den technologischen Fortschritten profitieren, müssen jedoch auch sicherstellen, dass ihre Rechte an geistigem Eigentum geschützt sind und dass sie mit den neuesten Entwicklungen Schritt halten können.

Die Digitalisierung hat auch die Transparenz in den Lieferketten erhöht, was die Nachverfolgung und Überwachung der Produktion erleichtert.

Neue Herausforderungen und Trends

Die Beschaffung in China bleibt trotz der aktuellen Herausforderungen für viele Unternehmen attraktiv.

Allerdings sind einige neue Herausforderungen und Trends aufgetaucht, die in Zukunft eine Rolle spielen werden und Unternehmen dazu veranlassen könnten, Alternativen zum Beschaffungsmarkt China zu evaluieren. Dazu gehören:

  • Regionalisierung der Lieferketten: Aufgrund der Unsicherheit in den globalen Handelsbeziehungen erwägen Unternehmen die Regionalisierung (Nearshoring) ihrer Lieferketten, um näher an ihren Hauptmärkten zu sein und um Risiken zu minimieren, was jedoch preislich negative Auswirkungen haben kann.
  • Supply Chain Resilience: Die COVID19-Pandemie hat die Bedeutung der Resilienz in den Lieferketten verdeutlicht. Unternehmen investieren vermehrt in Notfallpläne und Diversifizierung ihrer Beschaffungsquellen bei gleichzeitigem Ausbau/Intensivierung der Lieferantenbeziehungen.
  • Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen: Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, und Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Beschaffung nachhaltigen Praktiken folgt und ökologische Auswirkungen minimiert.

Fazit

Die Beschaffung in China bleibt weiterhin eine wichtige Option für Unternehmen, erfordert jedoch eine strategische Herangehensweise an die sich ändernden Gegebenheiten. Es ist entscheidend, die Risiken und Veränderungen auf dem chinesischen Beschaffungsmarkt zu erkennen und sich entsprechend darauf einzustellen und allenfalls sich anzupassen.

Dies erfordert eine sorgfältige Planung, Qualitätskontrollen, die Einhaltung von Vorschriften, die Förderung von Nachhaltigkeit und den vertieften Auf- und Ausbau der Lieferantenbeziehungen.

Unternehmen, die diese Aspekte berücksichtigen und flexibel auf neue Entwicklungen reagieren können, werden weiterhin von den Chancen profitieren, die der chinesische Beschaffungsmarkt nach wie vor bietet.

Autor: André Leutenegger
Veröffentlicht: Verein procure.ch
Publiziert im Oktober 2023
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